System der amerikanischen Immobilienfinanzierung Auslöser der Finanzkrise

Amerika macht es vor, und viele machen es nach. Das Prinzip „Kaufen, koste es was es wolle“ hat – nicht nur in Amerika – zu den aktuell weltweit spürbaren Folgen der Finanzkrise geführt.

Berlin – Wenn im Zusammenhang mit der Finanzkrise jetzt mehr Offenheit, Transparenz und Kontrolle gefordert wird, ist dies sicherlich eine berechtigte Forderung, die allerdings an der eigentlichen Ursache der Krise vorbeigeht: Der ursprüngliche Fehler liegt im System, speziell im amerikanischen Finanzierungssystem von Wohneigentum, dem einige andere Länder, wie zum Beispiel England, Irland, Spanien, nachgeeifert sind. Darauf hat Dr. Rolf Kornemann, Geschäftsführendes Kuratoriumsmitglied des Städtebauinstituts, zum Auftakt des diesjährigen Wohnungspolitischen Forums des ifs Städtebauinstituts zum Thema „Wohnungs- und städtebauliche Aspekte in den Wahlprogrammen der Bundestagsparteien“ in Berlin aufmerksam gemacht.

In diesen Ländern sei es üblich, Immobilien nicht langfristig und mit einem entsprechenden Eigenkapital als Sicherheitspolster zu finanzieren, sondern auf recht risikoreiche Weise: mit variablen oder extrem kurzfristig festgeschriebenen Zinsen und ohne oder mit wenig Eigenkapital. Zudem seien solche Finanzierungen dann auch Haushalten mit niedrigem Einkommen verkauft worden, die sich Wohneigentum im Prinzip gar nicht leisten konnten. In der Hoffnung auf Preissteigerungen und damit quasi automatische Entschuldung seien dann letztlich nicht nur Immobilien finanziert worden, sondern auch Konsumausgaben. Die Haushalte hätten über ihre Verhältnisse gelebt.

Das gelte im Übrigen nicht nur für den einzelnen Haushalt, sondern für die gesamte Volkswirtschaft. Die Amerikaner konsumierten zu viel und sparten zu wenig, wenn sie überhaupt sparten. Derzeit sei die Sparquote in den USA mit -0,5 Prozent negativ. Seit Jahrzehnten weise die Leistungsbilanz hohe Defizite aus; das für das Wachstum benötigte Kapital werde aus dem Ausland importiert, insbesondere aus China und Japan. Die Verschuldung der öffentlichen Hand habe
atemberaubende Dimensionen angenommen.

Vor diesem Hintergrund sei die neuerliche Krise absehbar gewesen und zwar schon seit längerer Zeit. Sie sei keineswegs überraschend gekommen. Eigenkapital gestützte und damit stabilitätsorientierte Baufinanzierungssysteme, wie sie in Deutschland üblich seien, böten einen weitgehenden Schutz gegen solche Turbulenzen. Die Finanzkrise in Deutschland sei keine Krise der deutschen Immobilienfinanzierung, sondern eine importierte Krise einer unseriösen Finanzierungspraxis – vornehmlich in angelsächsischen Ländern, aber nicht nur dort. „Der Handel mit Verbriefungen, deren Risiken auf Grund falscher Ratings erheblich unterschätzt wurden, hat die ursprüngliche Immobilienkrise dann zu einer weltweiten Finanzkrise werden lassen, mit deren Auswirkungen wir wohl noch länger zu kämpfen haben werden“, erklärte Kornemann abschließend. Bekanntlich seien die Wachstumsraten für das nächste Jahr deutlich nach unten korrigiert worden.

Quelle: Institut für Städtebau, Wohnungswirtschaft und Bausparwesen e.V. – Erscheinungsdatum: 24.11.2008

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