Bei der Kalkulation eines Bauprojekts konzentrieren sich viele zunächst auf die reinen Baukosten – also die Aufwendungen für Material, Arbeitsleistung und Ausführung. Doch der tatsächliche Aufwand liegt meist deutlich höher. Ein erheblicher Anteil entfällt auf die Baunebenkosten, also alle Kosten, die im Zusammenhang mit Planung, Verwaltung und Vorbereitung eines Bauvorhabens entstehen.
Sie entscheiden maßgeblich über die Wirtschaftlichkeit eines Projekts, werden jedoch häufig zu spät oder unvollständig berücksichtigt. Eine präzise Ermittlung und digitale Kontrolle dieser Kosten ist daher ein zentraler Bestandteil moderner Bauprojektsteuerung.

Definition: Was sind Baunebenkosten?

Unter Baunebenkosten versteht man alle Kosten, die zusätzlich zu den reinen Bauleistungen anfallen, um ein Bauprojekt zu planen, vorzubereiten, zu genehmigen und abzuwickeln.
Sie sind Teil der Gesamtkosten eines Bauvorhabens, aber nicht direkt in der Errichtung des Gebäudes enthalten.

Typische Merkmale:

  • Sie fallen projektbegleitend an (Planung, Genehmigung, Verwaltung).

  • Sie sind leistungsunabhängig, also unabhängig von der tatsächlichen Bauausführung.

  • Sie dienen der Sicherung von Qualität, Recht und Organisation des Projekts.

Baunebenkosten liegen je nach Projektart und Umfang zwischen 10 und 20 % der Gesamtkosten.

Arten und Beispiele von Baunebenkosten

Die Baunebenkosten lassen sich in mehrere Hauptgruppen gliedern.

1. Planung und Beratung

  • Architekten- und Ingenieurhonorare (nach HOAI)

  • Fachplanerleistungen (Statik, Haustechnik, Bauphysik)

  • Vermessungs- und Bodengutachten

  • Energieberatung, Brandschutzplanung

2. Behörden- und Genehmigungskosten

  • Bauantrag und Prüfgebühren

  • Anschluss- und Erschließungskosten

  • Umwelt- oder Lärmschutzauflagen

  • Prüfstatik, Feuerwehr- und Sicherheitsabnahmen

3. Projektmanagement und Verwaltung

  • Bauleitung und Projektsteuerung

  • Baustellenlogistik und Sicherheitskoordination

  • Kosten- und Termincontrolling

  • Dokumentation und Abrechnung

4. Finanzierung und Versicherungen

  • Bauzwischenfinanzierung und Zinsen

  • Notar- und Grundbuchgebühren

  • Bauherrenhaftpflicht und Bauwesenversicherung

5. Sonstige Nebenkosten

  • Baustelleneinrichtung, Strom, Wasser, Entsorgung

  • Kommunikations- und IT-Kosten

  • Reisekosten, Schulungen, Marketingmaßnahmen bei Bauträgern

Diese Vielfalt zeigt, dass Baunebenkosten nahezu alle administrativen und vorbereitenden Tätigkeiten eines Projekts betreffen.

Bedeutung der Baunebenkosten für die Projektsteuerung

Baunebenkosten sind mehr als ein Kostenblock – sie spiegeln die organisatorische Qualität eines Projekts wider.
Ein präzises Management dieser Kosten ermöglicht:

  • Transparenz über alle Projektphasen

  • Früherkennung von Budgetabweichungen

  • Kontrollierte Mittelverwendung bei Bauträgern oder Investoren

  • Rechtssichere Abrechnung gegenüber Auftraggebern

Gerade bei komplexen Projekten mit vielen Planungsbeteiligten (Architekten, Fachplaner, Gutachter) kann eine unklare Kostenstruktur schnell zu Überschreitungen führen.

Berechnung und Ermittlung der Baunebenkosten

Die Baunebenkosten werden meist prozentual zu den reinen Baukosten oder nach Einzelleistungen kalkuliert.

Typische Methoden:

Prozentualer Ansatz:
Je nach Projektgröße 10–20 % der Baukosten.
Beispiel: Baukosten 1 Mio. € → Baunebenkosten ca. 150.000 €.

Einzelleistungsnachweis:
Jede Planungs- und Beratungsleistung wird nach Honorarordnung (z. B. HOAI) einzeln erfasst.
Diese Methode ist genauer, aber zeitaufwendiger.

Kombination:
In der Praxis üblich: pauschaler Ansatz für erste Schätzung, später detaillierte Aufschlüsselung nach Leistungsphasen.

Eine genaue Erfassung ist insbesondere für Finanzierungs- und Fördermittelanträge entscheidend.

Typische Fehlerquellen bei der Erfassung von Baunebenkosten

  • Unvollständige Planung: Honorare oder Gutachten werden zu spät einkalkuliert.

  • Doppelerfassung oder Lücken: Bei vielen Beteiligten fehlen einheitliche Kostenstrukturen.

  • Fehlende Nachverfolgung: Einmal geplante Nebenkosten werden nicht mit tatsächlichen Rechnungen abgeglichen.

  • Veraltete Kostenschlüssel: Prozentwerte basieren oft auf alten Vergleichsprojekten.

Diese Fehler führen häufig zu erheblichen Budgetabweichungen.

Digitale Erfassung und Kontrolle von Baunebenkosten

Mit moderner Bauträgersoftware können Baunebenkosten heute strukturiert, transparent und automatisiert verwaltet werden.

Digitale Systeme bieten:

  • Zentrale Kostenerfassung für alle Nebenkostenarten

  • Automatische Verknüpfung mit Rechnungen, Verträgen und Planungsphasen

  • Echtzeit-Übersichten zu Budget, Abweichungen und Prognosen

  • Exportfunktionen für Controlling und Investorenberichte

Durch die Integration in das Baukosten- und Projektcontrolling entsteht eine durchgängige Transparenz – von der Budgetplanung bis zur Schlussrechnung.

Praxisbeispiel: Kontrolle der Baunebenkosten im Wohnbauprojekt

Ein mittelständischer Bauträger realisierte ein mehrstufiges Wohnquartier mit 80 Einheiten und einem Gesamtvolumen von rund 18 Millionen Euro. Die reine Bauausführung war klar kalkuliert, doch bereits in der Planungsphase zeigte sich, dass die Baunebenkosten unvollständig erfasst waren.

Ausgangssituation:

Die Kosten für Fachplaner, Gutachter und Genehmigungen wurden in separaten Excel-Tabellen verwaltet. Teilweise existierten unterschiedliche Versionen bei Bauleitung, Controlling und Geschäftsführung. Dadurch kam es zu:

  • fehlenden Nachweisen für bereits beauftragte Leistungen,

  • Doppelbuchungen in der Kalkulation,

  • unklaren Zuständigkeiten zwischen Projektsteuerung und Buchhaltung,

  • und Verzögerungen bei Zwischenabrechnungen für Fördergeber.

Die Folge war eine Abweichung der Baunebenkosten um über 12 % gegenüber dem Planwert – verursacht durch unvollständige Kostenerfassung und mangelnde Transparenz in der Nachverfolgung.

Lösungsansatz:

Das Unternehmen entschied sich, alle Nebenkosten in einer digitalen Projektplattform zentral zu erfassen und mit den Bauphasen zu verknüpfen. Jeder Posten – vom Statikerhonorar bis zur Prüfgebühr – wurde einer Leistungsphase nach HOAI und einer Kostenstelle nach DIN 276 zugeordnet.
Zusätzlich wurde ein automatischer Kostenabgleich zwischen Plan- und Ist-Werten eingeführt.
Neue oder geänderte Aufträge wurden sofort im System erfasst, inklusive Dokumenten-Upload (z. B. Verträge, Rechnungen, Änderungsanzeigen).

Ergebnisse nach sechs Monaten:

  • Vollständige Erfassung von über 180 Einzelpositionen der Nebenkosten

  • 18 % geringere Abweichungen zwischen Plan- und Ist-Kosten

  • Einsparung von ca. 120 Arbeitsstunden in der Buchhaltung durch Wegfall manueller Abstimmungen

  • Automatisch generierte Berichte für Banken und Investoren, direkt aus der Plattform exportierbar

  • Bessere Vergleichbarkeit mit Folgeprojekten durch strukturierte Kostendatenbasis

Die digitale Kostentransparenz führte nicht nur zu höherer Genauigkeit, sondern auch zu einer deutlichen Professionalisierung der internen Abläufe.
Durch die zentrale Datenhaltung konnten sowohl Bauleitung als auch Geschäftsführung jederzeit den aktuellen Stand der Nebenkosten in Echtzeit einsehen – ein entscheidender Fortschritt gegenüber der bisherigen Tabellenverwaltung.

Fazit aus der Praxis:

Das Beispiel zeigt: Gerade bei Projekten mit vielen externen Dienstleistern lohnt sich die systematische Digitalisierung der Nebenkostenverwaltung.
Anstatt die Baunebenkosten als nachgelagerte Position zu behandeln, wurden sie zum festen Bestandteil des Baucontrollings.
So konnte das Unternehmen nicht nur seine Kostenstruktur verbessern, sondern auch die Grundlage für zukünftige Projektkalkulationen verlässlicher gestalten.

Fazit: Transparente Nebenkosten sichern den Projekterfolg

Baunebenkosten sind kein Randthema, sondern ein zentraler Teil des Bauprojektmanagements.
Wer sie konsequent erfasst, auswertet und steuert, vermeidet Budgetrisiken und verbessert die Planungsgenauigkeit.
Mit einer integrierten Softwarelösung wie AMADEUS.X lassen sich Baunebenkosten klar strukturieren, automatisch nachverfolgen und in das Gesamtcontrolling einbinden – für mehr Kostensicherheit und nachvollziehbare Baufinanzen.

Häufig gestellte Fragen

Was sind Baunebenkosten?
Baunebenkosten sind alle zusätzlichen Kosten neben den eigentlichen Baukosten – z. B. für Planung, Genehmigungen und Verwaltung.

Wie hoch sind die Baunebenkosten im Durchschnitt?
Je nach Projektgröße und -art liegen sie meist zwischen 10 und 20 % der Gesamtkosten.

Welche Leistungen zählen dazu?
Architekten, Fachplaner, Gutachten, Genehmigungen, Projektsteuerung, Versicherungen und Finanzierungsnebenkosten.

Wie lassen sich Baunebenkosten kontrollieren?
Durch strukturierte Kostenplanung, laufendes Controlling und digitale Nachverfolgung aller Einzelleistungen.

Warum sind Baunebenkosten wichtig?
Sie beeinflussen die Gesamtwirtschaftlichkeit eines Projekts und müssen für Förderungen, Finanzierungen und Nachweise dokumentiert werden.

Teilen
FacebookLinkedInTwitterShare