Im Bauwesen ist der Sicherheitseinbehalt ein gängiges Mittel, um sowohl den Auftraggeber als auch den Auftragnehmer vor möglichen Risiken zu schützen. Dieser Mechanismus dient dazu, eine Absicherung für Mängelansprüche und eventuelle Nacharbeiten nach der Bauausführung zu gewährleisten
Was ist ein Sicherheitseinbehalt?
Der Sicherheitseinbehalt ist eine vertraglich vereinbarte Rückstellung eines Teils der Vergütung, die normalerweise nach Abschluss der Bauarbeiten einbehalten wird. Diese Rückstellung dient als finanzielle Absicherung für den Auftraggeber, um mögliche Mängel, Gewährleistungsansprüche oder unvollständige Leistungen abzusichern. In der Regel beträgt der Sicherheitseinbehalt 5 % bis 10 % der Auftragssumme.
Rechtliche Grundlagen: VOB und BGB
Der Sicherheitseinbehalt im Bauwesen ist im Wesentlichen in zwei Rechtsquellen geregelt: der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) und dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB).
Sicherheitseinbehalt nach VOB
Nach der VOB/B, die häufig als Vertragsgrundlage bei Bauprojekten verwendet wird, kann der Auftraggeber einen Sicherheitseinbehalt vereinbaren, um seine Ansprüche aus Mängelhaftung zu sichern. Dies erfolgt in der Regel durch Einbehalt eines Anteils von der Schlussrechnung. Der VOB Sicherheitseinbehalt kann durch eine Sicherheitsleistung in Form einer Bürgschaft ersetzt werden, was für den Auftragnehmer finanziell oft günstiger ist, da er so nicht auf liquide Mittel verzichten muss.
Sicherheitseinbehalt nach BGB
Auch nach dem BGB kann dieser vereinbart werden. Im Unterschied zur VOB ist das BGB allgemeiner gehalten und bietet weniger spezifische Regelungen für Bauverträge. Bei reinen BGB-Verträgen wird der Sicherheitseinbehalt meist individuell im Bauvertrag festgelegt. Auch hier ist eine Ablösung durch eine Bürgschaft möglich.
Anwendung und Bedeutung des Sicherheitseinbehalts
Der Einbehalt spielt in verschiedenen Phasen des Bauprojekts eine Rolle und wird besonders in der Schlussrechnungsphase relevant.
Sicherheitseinbehalt bei der Schlussrechnung
Der Sicherheitseinbehalt bei der Schlussrechnung ist ein gängiges Vorgehen im Bauwesen. Der Auftraggeber behält einen bestimmten Prozentsatz des Rechnungsbetrags ein, bis er sich vergewissert hat, dass keine wesentlichen Mängel vorhanden sind. Dieser Einbehalt bleibt für einen festgelegten Zeitraum bestehen, in dem der Auftraggeber mögliche Mängel geltend machen kann.
Dieser schützt den Auftraggeber vor finanziellen Verlusten, falls Nacharbeiten erforderlich werden. Für den Auftragnehmer bedeutet dies jedoch, dass er auf einen Teil seiner Vergütung warten muss, was seine Liquidität beeinträchtigen kann.
Gewährleistungseinbehalt VOB: Sicherung der Mängelansprüche
Ein häufiger Anwendungsfall des Sicherheitseinbehalts ist der Gewährleistungseinbehalt nach VOB. Dieser Einbehalt dient dazu, Mängelansprüche während der Gewährleistungsfrist abzusichern. Die VOB/B sieht eine Gewährleistungsfrist von in der Regel fünf Jahren vor, während der Mängelansprüche geltend gemacht werden können.
Der Sicherheitseinbehalt für die Gewährleistung kann auch durch eine Gewährleistungsbürgschaft abgelöst werden. In diesem Fall stellt eine Bank oder Versicherung eine Bürgschaft zur Verfügung, die den Sicherheitseinbehalt ersetzt. Dies verschafft dem Auftragnehmer den Vorteil, dass er sofort über seine vollen Mittel verfügen kann.
Vor- und Nachteile des Sicherheitseinbehalts für beide Parteien
Vorteile für den Auftraggeber
- Absicherung gegen Mängel: Der Auftraggeber kann sicherstellen, dass Mängel nach der Bauabnahme zeitnah behoben werden.
- Finanzielle Sicherheit: Sollte der Auftragnehmer seinen Pflichten nicht nachkommen, hat der Auftraggeber finanzielle Mittel zur Verfügung, um die Mängel anderweitig beheben zu lassen.
- Motivation für Nachbesserungen: Der Auftragnehmer ist motiviert, eventuelle Mängel schnell zu beseitigen, um die zurückgehaltenen Gelder freizugeben.
Nachteile für den Auftragnehmer
- Liquiditätseinbußen: Ein Sicherheitseinbehalt bedeutet für den Auftragnehmer, dass er zunächst auf einen Teil seines Geldes verzichten muss, was seine Liquidität beeinträchtigen kann.
- Bürokratischer Aufwand bei Bürgschaften: Wenn der Sicherheitseinbehalt durch eine Bürgschaft abgelöst wird, entstehen Kosten und zusätzlicher administrativer Aufwand.
- Verzögerungen bei der Auszahlung: Oft wird die Freigabe des Sicherheitseinbehalts erst nach Ablauf der Gewährleistungsfrist oder nach endgültiger Abnahme der Arbeiten genehmigt.
Tipps für die Handhabung des Sicherheitseinbehalts
Für eine reibungslose Abwicklung des Sicherheitseinbehalts im Bauwesen sind einige Punkte besonders wichtig:
- Klare vertragliche Regelungen: Der Sicherheitseinbehalt sollte im Bauvertrag genau definiert werden. Dies umfasst den Prozentsatz, die Dauer des Einbehalts und mögliche Optionen zur Ablösung durch eine Bürgschaft.
- Dokumentation und Kommunikation: Der Auftragnehmer sollte eine lückenlose Dokumentation führen, um bei der Abnahme schnell nachweisen zu können, dass alle Leistungen mängelfrei erbracht wurden.
- Verhandeln über Alternativen: Es kann sinnvoll sein, eine Bürgschaft als Alternative zum klassischen Sicherheitseinbehalt zu verhandeln, um die eigene Liquidität zu schonen.
Sicherheitseinbehalt im Bauwesen: Absicherung für Auftraggeber und Auftragnehmer
Mit der Bauträgersoftware AMADEUS von DATEX behalten Sie den Überblick über den Sicherheitseinbehalt in all Ihren Projekten. Verwalten Sie Rückstellungen, Bürgschaften und Mängelansprüche digital und transparent – von der Bauabnahme bis zur Gewährleistungsfrist.