Zweischaliges Mauerwerk zählt zu den bewährtesten Außenwandkonstruktionen im Hochbau. Durch die Kombination einer tragenden Innenwand aus Mauerwerk und einer vorgehängten Außenschale – etwa aus Klinker oder Verblendstein – entsteht ein verbesserter Wärmeschutz, effektiver Feuchteschutz und erhöhte Langlebigkeit. Zwischen den beiden Wandschalen sorgt eine hinterlüftete Ebene dafür, dass eindringendes Wasser schnell abläuft und Tauwasser gezielt abgeführt wird. Gleichzeitig lassen sich in der Luftschicht hochwertige Dämmstoffe unterbringen, um den gesetzlichen Vorgaben nach GEG zu entsprechen.

In diesem Lexikoneintrag erfahren Sie, wie zweischaliges Mauerwerk aufgebaut ist, welche Varianten es gibt, welche Normen und Ausführungsregeln Sie beachten müssen und wie Sie die Funktion von Hinterlüftung und Dämmung optimal sicherstellen.

Flat-Style-Illustration eines Bauarbeiters mit Helm und Warnweste, der einen Querschnitt durch zweischaliges Mauerwerk mit Innenschale, Dämmung, Hinterlüftungsschicht und Außenschale inspiziert – auf weißem Hintergrund

Was ist zweischaliges Mauerwerk?

Zweischaliges Mauerwerk besteht aus zwei voneinander getrennten Wandschalen:

  • Innenschale: Tragende Konstruktion aus hochdruckfestem Mauerwerk (z. B. Kalksandstein, Porenbeton oder Hochlochziegel), die alle statischen Lasten aufnimmt.

  • Außenschale: Witterungsschutz aus Verblendsteinen (Klinker) oder einem Putzsystem auf einer Traglattung, der Regen und Wind abhält.

Dazwischen liegt eine hinterlüftete Luftschicht, die

  • Wasserableitung gewährleistet,
  • die Trocknung fördert und
  • als Einbaudomäne für Dämmstoffe (z. B. Mineralwolle) dient.

So kombiniert das System Tragfähigkeit, Witterungsschutz und hohe Energieeffizienz.

Typen & Varianten

Zweischaliges Mauerwerk lässt sich in verschiedene Ausführungen gliedern – je nach Materialwahl der Außenschale, Hinterlüftungsgrad und Dämmstoff:

  1. Hinterlüftet mit Klinker

    • Außenschale: Klinkerriemchen auf Stahl- oder Holzlattung

    • Luftschicht: ≥ 20 mm Hinterlüftungsraum

    • Dämmung: Mineralwolle- oder Hartschaumplatten zwischen Trag- und Verblendwand

  2. Nicht hinterlüftet mit Putz

    • Außenschale: WDVS mit Putzbeschichtung

    • Luftschicht: entfällt oder nur als Ringraum > 5 mm

    • Dämmung: Dämmplatten direkt auf der Innenschale verklebt

  3. Kombinierte Ausführung

    • Außenschale: Teilbereiche hinterlüftet (z. B. im Sockel), darüber WDVS mit Putz

    • Dämmung: kombiniert mineralisch und organisch, abgestimmt auf die jeweiligen Anforderungen

  4. Sonderformen

    • Kassettenverblendung aus vorgemauerten Klinker- oder Naturstein-Fertigteilen

    • Luftschichten mit integrierter Belüftung über Lüftungsgitter oder Drainrohre

Jede Variante bietet spezifische Vorteile bei Witterungsschutz, Wirtschaftlichkeit und Montage. Die Wahl hängt von architektonischen Vorgaben, regionalen Klimabedingungen und Budgetrahmen ab.

Aufbau & Schichten

Der Schalenaufbau des zweischaligen Mauerwerks folgt einem klaren Schichtprinzip, das Tragfähigkeit, Dämmwirkung und Witterungsschutz optimal kombiniert:

  • Innenschale
    – Aus hochdruckfestem Mauerwerk (Kalksandstein, Porenbeton oder Hochlochziegel) gefertigt
    – Übernimmt sämtliche statischen Lasten und bildet die konstruktive Basis

  • Dämmung
    – Wird entweder in Plattenform (Mineralwolle, Hartschaum) in die Luftschicht eingebracht oder als Kerndämmung in zweischaligen Systemen appliziert
    – Dämmebene sorgt für erheblich reduzierte U-Werte und damit geringeren Heizenergiebedarf

  • Hinterlüftungsraum
    – Üblicher Abstand zwischen Innen- und Außenschale von 20–50 mm, um Feuchtigkeit abzuleiten und Luftzirkulation zu ermöglichen
    – Breite und Querschnitt der Hinterlüftungsebene richten sich nach regionalen Niederschlagsmengen und Witterungsbelastung

  • Traglattung bzw. Abstandhalter
    – Metall- oder Kunststoffhalter, die die Außenschale vom Mauerwerk fernhalten und zugleich eine einheitliche Hinterlüftungsfuge garantieren
    – Abstandhalter auch als Konsolen für vorgehängte Fassaden nutzbar

  • Außenschale
    – Verblendsteine (z. B. Klinker-Riemchen oder -Vollsteine) auf Lattung befestigt oder vollflächig verputzt
    – Schutz vor Schlagregen und mechanischen Einwirkungen

  • Entwässerungsöffnungen
    – Konzipierte Öffnungen (z. B. Mauerwerksöffnungen in der ersten Steinreihe), die eingedrungenes Wasser aus der Luftschicht abführen
    – Mit Drahtgittern gegen Insekten und Nagetiere gesichert

In dieser Schichtenfolge stellt das System sicher, dass Feuchtigkeit zuverlässig abgeleitet wird, die Wärmedämmung dauerhaft ihre Wirkung behält und die äußere Hülle mechanisch belastbar bleibt.

Wärmeschutz & Feuchteschutz

Zweischaliges Mauerwerk bietet ideale Voraussetzungen für hohen Wärmeschutz und zuverlässigen Feuchteschutz, indem es die Stärken mehrerer Schichten kombiniert:

Effiziente Dämmung
Durch den Einbau von Dämmstoff­platten oder Kerndämmung in der Luftschicht lassen sich U-Werte von 0,20 W/(m²·K) und darunter erreichen – weit unter den Anforderungen des GEG. Anders als bei einschaligen Wand­aufbauten trennt der Luftraum die Dämm­ebene von der witterungs­schutz­gebenden Außenschale, sodass Wärmeverluste minimal sind. Gleichzeitig wird die Innenschale vor Temperaturschwankungen geschützt, was den Wärme­komfort im Inneren verbessert und Heizkosten senkt.

Regulierte Hinterlüftung
Die hinterlüftete Ebene sorgt dafür, dass Regen­wasser, das durch Fugen oder Poren der Außenschale eindringt, kontrolliert abläuft. Eine Querlüftung entlang der gesamten Wandhöhe transportiert Feuchte­partikel ab und verhindert, dass Tauwasser in den Dämmstoff eindringt. So bleibt die Dämmwirkung dauerhaft erhalten und das Risiko von Frost- oder Schimmel­schäden sinkt.

Schutz vor Schlagregen und Sickerwasser
Die Außenschale (Klinker oder WDVS mit Putz) leitet den Großteil des Niederschlags direkt ab. Eventuelle Wasserspritzer werden durch die Drip-Edge-Fugen und untere Entwässerungs­öffnungen abgefangen. Speziell konstruierte Mauerwerksöffnungen und Abtropfnasen verhindern, dass sich Wasser an der Unterkante staut.

Vermeidung von mikrobieller Besiedelung
Da Feuchtigkeit schnell abtrocknet, werden Nässephasen kurz gehalten. Das hemmt Algen- und Pilzwachstum an der Wandoberfläche und erhält das Erscheinungsbild der Fassade.

In Kombination sichern diese Maßnahmen, dass Ihr zweischaliges Mauerwerk sowohl im Sommer als auch im Winter optimale Dämm- und Feuchteschutzeigenschaften bietet – ganz ohne aufwendige Nachrüstung.

Bemessung & Ausführungsregeln

Für das zweischalige Mauerwerk gelten klare Normen und Vorgaben, um Tragfähigkeit, Hinterlüftung und Dämmwirkung sicherzustellen:

  • DIN 1053-1 (Mauerwerksbau allgemein)
    Legt Grundsätze für Bemessung, Ausführung und Baustoffwahl fest. Hier sind Druckfestigkeitsklassen der Innenschale und Mindestdicken der Außenwand definiert.

  • GEG/EnEV-Vorgaben
    Das Gebäudeenergiegesetz fordert bestimmte U-Werte für Außenwände. Im zweischaligen System erreichen Sie diese durch angepasste Dämmstoffdicke in der Luftschicht, ohne die Innenschale unnötig aufzudicken.

  • Hinterlüftungsebene
    Mindestabstand von 20 mm zwischen Innenschale und Außenschale, um ausreichende Luftzirkulation zu gewährleisten. Bei starkem Niederschlag oder Nordlagen empfiehlt sich eine Breite bis zu 50 mm.

  • Mauerwerksanker und Abstandhalter
    Abstandhalter (Konsolen) und Anker werden gemäß DIN 1053-1 im Abstand von maximal 1,00 m horizontal und 0,75 m vertikal gesetzt. Sie übernehmen Wind- und eigene Lasten der Verblendung.

  • Fugenausbildung
    Stoß- und Kopfstoßfugen der Außenschale werden mit versetzten Stoßfugen geplant, um Schlagregen besser abzuleiten. Horizontalfugen am Sockelbereich benötigen Abtropfnasen.

  • Kopfbänder und Verankerung in Laibungen
    In Fenster- und Türlaibungen müssen zusätzliche Anker bzw. Stützriegel vorgesehen werden, um Wandöffnungen gegen Winddruck und Erschütterungen abzusichern.

  • Toleranzen und Fugenbreiten
    Die DIN 18202 definiert zulässige Maßabweichungen für Mauerwerk (z. B. ±10 mm auf 1 m Länge). Planen Sie Fugenbreiten von 10–12 mm ein, um Toleranzen der Baustoffe auszugleichen.

  • Entwässerungsöffnungen
    Lochreihe in der ersten Steinlage der Außenschale, mindestens 2 cm hoch und mit Drahtgeflecht, um Insekten und Kleintiere fernzuhalten.

Durch die sorgfältige Beachtung dieser Ausführungsregeln gewährleisten Sie, dass Ihr zweischaliges Mauerwerk statisch sicher, energieeffizient und dauerhaft vor Witterung geschützt ist.

Fazit & Handlungsempfehlung

Zweischaliges Mauerwerk vereint statische Tragfähigkeit, effektiven Wärmeschutz und zuverlässigen Feuchteschutz in einem bewährten System. Durch die Kombination aus einer robusten Innenschale, einem dämmfähigen Luftspalt und einer witterungsbeständigen Außenschale erreichen Sie:

  • Maximale Energieeffizienz: U-Werte von 0,20 W/(m²·K) und darunter ohne übermäßige Wandstärken.

  • Dauerhafter Feuchteschutz: Hinterlüftungsraum und Entwässerungsöffnungen verhindern Tauwasser und Schimmelbildung.

  • Hohe Langlebigkeit: Wetterfeste Verblendsteine und robuste Verankerungen sichern die Fassade gegen Wind und Schlagregen.

Für einen reibungslosen Ablauf empfiehlt sich:

  • Frühzeitige Planung aller Schichtdicken und Hinterlüftungsanforderungen im Leistungsverzeichnis.
  • Konsequente Einhaltung der DIN-Normen (DIN 1053-1, DIN 18202) bei Bemessung, Fugen und Ankerabständen.
  • Digitale Dokumentation aller Planstände, Freigaben und Prüfprotokolle in einer zentralen Plattform.

Mit AMADEUS.X verwalten Sie Ihre Außenwandprojekte revisionssicher: Zeichnungsstände, Stücklisten, Ablaufprotokolle und Freigabeschritte sind jederzeit abrufbar. So minimieren Sie Ausführungsrisiken und sichern sich einen echten Wettbewerbsvorteil.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

1. Wie funktioniert die Hinterlüftung im zweischaligen Mauerwerk?
Die Hinterlüftungs­schicht zwischen Innen- und Außenschale (mind. 20 mm) sorgt für kontrollierte Luftzirkulation. Eindringendes Regenwasser wird an der Innenseite abgeleitet und durch Hinterlüftungsöffnungen am Sockel abgeführt. So bleibt die Dämmung trocken und die Innenschale geschützt.

2. Welcher Dämmstoff eignet sich am besten für die Dämmzone?
Mineralwolle (z. B. Stein- oder Glaswolle) ist bewährt wegen Feuer- und Feuchteschutz. Für höhere Druckfestigkeit kommen Hartschaumplatten (PIR/PUR) infrage. Die Wahl richtet sich nach U-Wert-Ziel, Brandschutzklasse und Budget.

3. Welche Mehrkosten verursacht der zweischalige Aufbau im Vergleich zur einschaligen Wand?
Typische Mehrkosten liegen je nach Materialkombination und Hinterlüftungs­tiefe bei etwa 10–20 % des reinen Wandpreises. Diese amortisieren sich jedoch schnell durch gesparte Heizkosten und geringeren Sanierungs­aufwand bei Feuchteschäden.

4. Wie aufwendig ist die Wartung und der Austausch von Verblendsteinen?
Defekte Steine können einzeln ausgetauscht werden: Nach Entfernen der Fuge lassen sie sich herausheben und erneuern. Regelmäßige Sichtprüfungen auf Risse und lose Fugen (z. B. alle 5 Jahre) verhindern größere Schäden.

5. Welche statischen Anforderungen gelten für die Innenschale?
Die Innenschale muss nach DIN 1053 eine Mindestdruckfestigkeit (z. B. ≥ 10 N/mm² bei Hochlochziegeln) erfüllen und statisch alle Lasten des Gebäudes aufnehmen. Anschlüsse an Decken und Fundamente sind durch bewehrte Leibungsbänder zu sichern.

6. Wie werden Anschlussdetails an Fenster und Türen ausgeführt?
An Fenster- und Türlaibungen werden Verblendsteine mit Kopf- und Stoßfugen versetzt, um Schlagregen abzuleiten. In der Dämmzone werden warme Leibungsprofile und Dämmeinsätze installiert, um Wärmebrücken zu minimieren und die Anschlussfuge dicht zu halten.

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