Höchste Quoten in Ost- und Südeuropa – Westeuropa und Skandinavien zwischen 62 und 72 Prozent – Deutschland mit Mehrheit von 53 Prozent in eigenen vier Wänden

BERLIN – Aktuelle Zahlen des Statistischen Amtes der Europäischen Union für 2010 zeigen, dass in allen 27 EU-Staaten Wohneigentümer die absolute Mehrheit stellen. Das gilt auch für Deutschland (vgl. Grafik). Denn die EU-Erhebung stellt auf die Bevölkerungszahl ab, nicht auf Haushalte. Da Eigentümerhaushalte im Schnitt größer sind als Mieterhaushalte, ist diese Quote nach Auskunft von LBS Research höher als die haushalts- oder wohnungsbezogene Wohneigentumsquote, die in den letzten Jahren hierzulande zwar merklich gestiegen ist, aber die 50-Prozent-Marke noch nicht „geknackt“ hat.

Beim europäischen Überblick wird nach Angaben der LBS-Experten deutlich, dass die Wohneigentumsquoten in Osteuropa am höchsten sind. Gleichsam „im Uhrzeigersinn“ werden sie über Südeuropa und viele westeuropäische Länder bis in den Norden des Kontinents etwas kleiner, unterschreiten aber fast überall nicht (oder nicht wesentlich) den EU-Durchschnittswert von 71 Prozent. Nur am „Tabellenende“, in den zentraleuropäischen Staaten Österreich, Deutschland und Schweiz, liegt der Anteil der Menschen in eigenen vier Wänden deutlich darunter.

Die Ursachen für die unterschiedlichen Wohneigentumsquoten sind nach Auffassung von LBS Research recht vielfältig. So hat die Wohneigentumsbildung in vielen Staaten Mittel- und Osteuropas nach dem Fall des Eisernen Vorhangs mit den marktwirtschaftlichen Reformen besonders intensiv davon „profitiert“, dass in erheblichem Maße Wohnungsbestände privatisiert und – teilweise zu sehr geringen Preisen und nicht unbedingt in besonders gutem Erhaltungszustand – an ihre Bewohner übertragen wurden. Diese Form des Verkaufs an die Mieter hat es in Westeuropa in nennenswertem Umfang in der Vergangenheit nur in Großbritannien gegeben. Außerdem haben eigene vier Wände große Tradition vor allem in Südeuropa – und dort nicht nur in Form des Einfamilienhauses, sondern vielfach auch in Eigentumswohnungen.

In den westeuropäischen Ländern sowie in Skandinavien haben dagegen viele Länder lange Zeit politisch bewusst auf den Mietwohnungsbau gesetzt. Manche dieser Staaten verfügen noch heute über erhebliche Bestände im sozialen Wohnungsbau, wie etwa Frankreich und Großbritannien, wo rund 18 Prozent der Bevölkerung in Wohnungen mit entsprechend ermäßigten Mieten leben. Auch in Österreich, Frankreich und Irland wohnen rund 15 Prozent der Menschen in solchen Beständen, die teils deutlich weniger als Marktmieten „kosten“. In Deutschland, das nach dem zweiten Weltkrieg sehr stark auf den sozialen Wohnungsbau gesetzt hatte, sind es mittlerweile nur noch 7 Prozent der Bevölkerung, die in Sozialwohnungsbeständen leben. Der freifinanzierte Mietwohnungsbau liegt dagegen hierzulande an der europäischen Spitze. 40 Prozent der Menschen wohnen hier zu „Marktmieten“. Weitere Länder mit einem nennenswerten privaten Mietwohnungsbauanteil (um die 30 Prozent-Marke) sind etwa die Niederlande, Dänemark und Schweden.

Nach Ansicht von LBS Research werden die eigenen vier Wände in Zukunft im Zuge des zunehmenden Gewichts der privaten Altersvorsorge vor allem in den Ländern mit bislang geringerer Wohneigentumsquote weiter an Bedeutung gewinnen. So entlastet in Deutschland das Wohneigentum einen Rentnerhaushalt um fast 500 Euro pro Monat, und er ist gleichzeitig vor weiteren Mietsteigerungen geschützt. Am Ende verfügen Eigentümer im Rentenalter – wie die Statistik beweist – zudem nicht nur über das Immobilienvermögen, sondern sogar auch über mehr Geldvermögen als vergleichbare Mieterhaushalte.

Quelle: 10.09.2012
Bundesgeschäftsstelle Landesbausparkassen
im Deutschen Sparkassen- und Giroverband
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