Deutschland beim Wohnungsneubau Letzter

Neubautätigkeit im europäischen Vergleich

BERLIN – Deutschland liegt im Vergleich der Neubautätigkeit aller west- und mitteleuropäischen Länder mit deutlichem Abstand am Ende. Mit 2,6 Wohnungen je 1000 Einwohner lag die Bundesrepublik 2007 nach Berechnungen des ifs Städtebauinstituts, Berlin, an letzter Stelle, sogar noch hinter den mitteleuropäischen Staaten Tschechien (3,0), Slowakei (3,1) und Ungarn (3,4). In Deutschland seien nicht einmal halb so viele Wohnungen neu gebaut worden, wie in den meisten anderen Ländern Europas. 1997 habe Deutschland mit 7,0 Wohnungen je 1000 Einwohner noch in der Spitzengruppe gelegen.

In Westdeutschland hätten die Fertigstellungszahlen bei 2,8 Wohnungen je 1000 Einwohner und in Ostdeutschland bei 1,6 gelegen. Für Westdeutschland sei dies ein absolutes Nachkriegstief. Für Ostdeutschland sei dies der niedrigste Wert seit 1993.

Angeführt werde die europäische Rangliste mit großem Abstand weiterhin von Irland mit 18,0, das den Spitzenplatz ununterbrochen seit 1994 innehabe, vor Spanien mit 17,9 Wohnungen. In diesen beiden Ländern habe der ungehemmte und seit Jahren anhaltende Neubauboom zu diesen extrem hohen Quoten geführt. Mit fast 800.000 Einheiten seien allein in Spanien 30 Prozent aller in Europa 2007 neu gebauten Wohnungen entstanden.

Dr. Stefan Jokl, Leiter des Instituts: „Im europäischen Vergleich wird deutlich, dass es sich in diesen beiden Ländern eindeutig um spekulationsbedingte Immobilienblasen handelt, die mit dem tatsächlichen Bedarf nichts mehr zu tun haben. Wohin so etwas führt, macht der jetzt aktuell in diesem Jahr zu beobachtende Zusammenbruch in Spanien deutlich. In Irland ist Ähnliches zu erwarten.“

Im Durchschnitt aller europäischen Länder liege die Neubauquote auf relativ hohem Niveau bei fast 6 Wohnungen je 1000 Einwohner. Von den insgesamt in Europa im Jahr 2007 mehr als 2,6 Mio neugebauten Wohnungen entfielen mit 211.000 Einheiten nur noch 8 Prozent auf Deutschland. Vor 10 Jahren, also 1997, seien es noch fast 30 Prozent gewesen. Die jahrelangen Diskussionen um Marktsättigung, Leerstände und Bevölkerungsschrumpfung hätten in Verbindung mit zu geringem Wirtschafts- und Einkommenswachstum in Deutschland ihre Spuren hinterlassen. Jokl: „Hier muss dringend gegengesteuert werden. Es kann doch nicht sein, dass in allen anderen Ländern offensichtlich entsprechende Neubaubedarfe vorhanden sind, nur nicht in Deutschland. Aber dort hat man die Förderinstrumente auch ausgeweitet und nicht abgeschafft. Die Eigenheimrente allein wird es bei uns nicht bringen.“

Quelle: fs Institut für Städtebau, Wohnungswirtschaft und Bausparwesen e.V., Postfach 304311, 10723 Berlin 11.9.2008

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